Donnerstag, 24. Januar 2013

Open Street Map Kartierung in Salzburg-Siezenheim

  1. Hinführung zu Kartierung und OSM
OSM – OpenStreetMap stellt eine 2004 durch Steve Coast gegründete freie, editierbare Karte der gesamten Welt dar, wobei die Daten aus freiwilligen Helfern stammen.
So sollen auch die Teilnehmer der Übung „Topografische Kartografie und Luftbild“ der Universität Salzburg als freiwillige Helfer durch ihre Arbeit die Daten aktualisieren. Diese Übung ist in zwei Gruppen aufgeteilt – während die Mitglieder der ersten Gruppe ihr Kartierungsgebiet selbst wählten, übernahmen die Teilnehmer der zweiten Gruppe vorgegebene Gebiete. So auch unsere Arbeitsgruppe „Plusgeoblogger“.
Demnach sollte es unser Ziel sein, einen Ausschnitt des Stadtteils Siezenheim zu kartieren. Dies erfolgt sowohl durch die Aufzeichnung der Tracks mittels Smartphone, als auch die handschriftliche Einzeichnung von Gebäuden auf Straßenkarten. Der nächste Schritt stellt anschließend das Editieren der Daten mithilfe des Bearbeitungsmanagers „Potlatch 2“ in OSM dar, wobei nicht nur auf Häuser geachtet wird, sondern auch auf Straßen, deren Straßenführung und Straßenart sowie sogenannte „Points Of Interest“, beispielsweise Bushaltestellen oder Parkplätze und Spielplätze.

2. Vorbereitung auf die Exkursion

Vor der Kartierung im Gelände, musste zunächst geklärt werden, wie die Vorgehensweise aussehen sollte. Zunächst sollte die Vertrautheit mit dem Gebiet geklärt werden. Somit beschäftigten wir uns zuerst mit den gegebenen Rasterzellen, welche im folgenden Screenshot mit blauer Linienfarbe das Kartierungsgebiet eingrenzt.
Dieses Untersuchungsgebiet ist östlich durch eine Kaserne eingegrenzt und somit nicht zugänglich und geht westlich in natur- und landwirtschaftliche Nutzflächen über. Im südlichen Bereich des Rastergebietes konnte nur ein kleiner „Streifen“ kartiert werden.

Vor der Exkursion in das Zielgebiet war machten wir uns zu allererst mit den Daten vertraut. Bei einem Vergleich der beiden Hintergrundkarten „Bing Aerial Imagery“ und der „Austria-geoimage.at“ konnte nur ein geringfügiger Unterschied festgestellt werden:
Deutlich ist die rote Linie, welche bei „Bing Aerial Imagery“ nicht vollständig kartiert ist, somit ist „Austria-geoimage.at“ für dieses Gebiet aktueller und genauer.
Bing Aerial Imagery Austria-geoimage.at
Des Weiteren kann festgestellt werden, dass die Straßen grundsätzlich schon kartiert wurden, jedoch sehr viele Gebäude gänzlich fehlen. Denjenigen Häusern, welche kartiert wurden, sind keine Attribute zugewiesen worden. Die Straßen jedoch wurden benannt und kategorisiert.
Man sieht auf beiden Kartenansichten sehr deutlich, welche Gebäude schon kartiert und digitalisiert wurden und welche nicht:
Austria-geoimage.at

Bing Aerial Imagery

Diejenigen Häuser mit den roten Dächern wurden demnach schon festgehalten und die „reinen“ Häuser aus der Luftbildaufnahme noch nicht.
Austria-geoimage.at

Bing Aerial Imagery


Sehr deutlich wird das Fehlen der Objekte in der „Austria-geoimage.at“, da man hier durch die Topografie der Karte die Häuser dann eben überhaupt nicht angezeigt bekommt, jedoch wird das Editieren in der anderen Kartenansicht erleichtert sein.
Somit soll es unser Anliegen sein, die Gebäude möglichst genau zu attributisieren. Darunter fallen die Nutzung (Wohnhaus oder Gewerbe) aber auch die Adresse (Hausnummer, Postleitzahl, Straßenname). Zusätzlich werden öffentliche Objekte, wie Bushaltestellen und Spielplätze festgehalten. Darauf sollte nun bei der Exkursion im Gelände geachtet werden.

3. Die Exkursion im Gelände

Die Exkursion fand am 21.12.2012 und am 11.01.2013 statt. Ein Teil der Gruppe befasste sich mit der Aufzeichnung der GPS-Daten, der andere Teil fasste die Attribute der Gebäude auf. Hierbei wurde alles, was erkundet wurde in einer zuvor ausgedruckten Karte eingezeichnet beziehungsweise systematisch mit dem „OSM-Tracker“ für Android aufgezeichnet.
An manchen Stellen kam es zu Schwierigkeiten bei der Orientierung, wenn die Straßendarstellungen auf der Karte nicht mit der Realität überein-stimmten.
Es waren teilweise auch noch alte Straßenbezeichnungen an den Häusern angebracht, wie nebenstehendes Bild zeigt.
Auch war es schwer, die Grenze zwischen Privatgrundbesitz und öffentlichem Gebiet herauszufinden, oder auch die Grenzen zwischen zwei Straßen genau zu identifizieren. Außerdem muss darauf hingewiesen werden, dass wir im Bereich der Kirchenstraße (im Nord-Osten des Bereiches) auch über das Rastergebiet hinaus kartiert haben, da diese Straße nicht gleichzeitig mit der Kartierungsfläche endet.
Dennoch ließ sich alles regeln und nach zwei Tagen hatten wir das gewünschte Ergebnis und somit das gesamte Gebiet kartiert. Zur Veranschaulichung wurden Fotos von öffentlichen Gebäuden und anderen „POI“ (Points of Interest) gemacht.
Erwähnenswert erscheint folgender „kleiner Zwischenfall“: In einem dicht besiedelten Gebiet fühlten sich die dortigen Bewohner durch unsere Aufzeichnungen gestört, sodass diese die Polizei kontaktierten. Diese überprüfte unsere Tätigkeiten und ließ uns gewähren.
Letztendlich gab es keine weiteren Probleme.

4. Editieren der Daten in OSM

Zuallererst wurden direkt mit dem Smartphone insgesamt 25 Tracks aufgenommen, welche ganz einfach per „Halten“ einzeln in OSM geladen werden konnten und jeder Track eine bestimmte Straße darstellt:

Im Folgenden soll aufgezeigt, welche Probleme beim Digitalisieren der Daten entstanden sind und zu welchem Ergebnis wir mit „Potlatch 2“ gekommen sind. Beim Editieren verglichen wir unsere Aufzeichnungen mit der Satellitenbildansicht und zeichneten den Grundriss der von uns aufgezeichneten Objekte dem Satellitenbild nach, da wir in Natura nur die ungefähren Abmessungen der Objekte erkundet hatten.
Zunächst wird ein Beispiel aufgezeigt, worin als erstes die Häuser editiert wurden. Das linke Bild zeigt einen unbearbeiteten Ausschnitt, das rechte den bearbeiteten. Dies ist an den nun rot erscheinenden Gebäuden zu sehen. Zusätzlich wurde hier auch schon ein fehlender Straßenname ergänzt:
Häuser vorher
Häuser nachher


Nachdem nun alle Häuser editiert wurden, mussten diese nun auch noch attributisiert werden. Dies kann so erfolgen, indem man mehrere Häuser markiert und diese dann mit Postleitzahl, Straßenname und Quelle versieht. Auch Hausnummer und Funktion kann eingetragen werden.
Eben dies soll exemplarisch an folgendem Screenshot gezeigt werden:

Diese Vorgehensweise wurde für das gesamte Rastergebiet angewandt. Doch abgesehen davon, gab es auch einzelne Besonderheiten und Auffälligkeiten:
  • In einem ersten Schritt…
…sollten die noch nicht eingetragenen Häuser neu hinzugefügt werden. Dies waren so einige:

  • Als Zweites…
…stellt eine neu ausgebaute Straßenführung eine Besonderheit dar:
Hier wurde der Gaisbergweg ausgebaut und Grundstücke wurden mit Häusern versehen. Dies wurde vollständig aktualisiert


(links: alt, rechts: neu)



  • Eine dritte Besonderheit…
…besteht nicht nur bei fehlenden Digitalisierungen, sondern auch bei fehlerhaften Editierungen.
Ein Beispiel hierfür ist eine falsch beschriftete Straße. Das Bild zeigt einen Teil der Oberaustrasse. Dieser Straßenabschnitt ist jedoch richtig mit Austrasse benannt. Hierfür wurde die Straße am unteren roten Punkt mit dem Tool „Schere“ geteilt und neu benannt. Somit bleibt der Rest der Oberaustrasse von der Korrektur unberührt.



  • Viertens…
…wurden neben den privaten Gebäuden auch öffentliche Plätze bearbeitet bzw. neu hinzugefügt. Hierbei handelt es sich um einen noch nicht verzeichneten Parkplatz und Spielplatz.

Bei der Begehung, wurde an dieser Stelle ein Parkplatz und ein Haus verortet, welche weder in „Bing Aerial Imagery“, noch in „Austria-geoimage.at“ vorhanden waren.


Demnach wurde dies hier bearbeitet und somit aktualisiert, wobei die grüne Fläche den Parkplatz darstellt und die rote Fläche das fehlende Gebäude.
Dieses grün gefärbte Rechteck zeigt den neu editierten und bearbeiteten Spielplatz Nähe der Austrasse in Siezenheim.


  • Der fünfte Schritt…
…stellt lediglich eine Ergänzung dar.
Die im Screenshot abgebildeten Häuser befanden sich knapp außerhalb des Untersuchungsgebietes, sodass diese bei der Exkursion nicht erfasst wurden. Damit die Digitalisierung ein schlüssiges Gesamtbild ergibt, fassten wir den Entschluss, diese trotzdem zu editieren. Demzufolge wurden aber nur „Typ“ und „Postleitzahl“ hinzugefügt.

Somit kann folgende Kartenansicht als unser Endergebnis angesehen werden, wobei hier eine Gesamtübersicht und exemplarisch ausgewählte Regionen des Gebietes dargestellt sind:


Zur Veranschaulichung zeigen diese Fotos einige „Points of Interest“ (Müllsammelplatz gegenüber Bushaltestelle Hofergasse, Gasthof Haimbucher Holzmeisterstrasse 56, Sägewerk Sturm Bachstraße 10, Vereinsgebäude UFC Siezenheim Kirchenstraße 3, Bushaltestelle, Driving Range Siezenheim [Golfplatz] auf Höhe Gasthof Haimbucher):

5. Zusammenfassendes Schlusswort

Rückblickend auf unsere Arbeit als „Kartierer und Editierer“ sollte festgehalten werden, dass unsere Gruppe – wie wahrscheinlich jede andere Gruppe – anfangs durch eine sich ergänzende Gruppenarbeit noch nicht ausgezeichnet war. Der Weg dorthin war von ein paar Differenzen gezeichnet, jedoch wurden wir uns schnell einig.
Auch die Herangehensweise an dieses Thema war zunächst mühsam, auch durch den Prüfungsdruck beeinflusst. Doch nachdem sich jeder einzelne aus der Gruppe für das Thema Zeit genommen hat und ein Teil der Gruppe die Tutoriums-Einheit besuchte, erschien alles nicht mehr gar so kompliziert. Die Arbeit wurde unter uns allen gerecht aufgeteilt und die Exkursion, das Editieren und das Schreiben dieses Berichtes erfolgten nach Plan.
Als Anreiz soll für die Organisation dieser Übung im nächsten Semester sollte vielleicht der doch sehr hohe Zeitaufwand für diese letzte Aufgabenstellung bedacht werden. Demnach sollte überlegt werden, ob es nicht sinnvoller wäre, diese letzte Übung weiter an den Anfang zu stellen. Dies hätte den letzten Abschnitt der Übung weniger stressintensiv gestaltet.
Dennoch können wir alle sagen, dass uns diese Übung Spaß bereitet hat und – auch im Hinblick auf die Prüfung – eine große Unterstützung zur Vorlesung war. Des Weiteren konnten eigene Qualitäten, wie Teamfähigkeit und Kompromissfähigkeit gefördert werden, da wir vor dieser Lehrveranstaltung keinerlei Kontakt zueinander pflegten.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Exkursionsbericht BEV

1. Einleitung

Am 07.12.2012 unternahmen wir eine Exkursion zum BEV in der Georg-Wagner Gasse 8 in Salzburg. Wir sollten eine Einführung in der Arbeiten und Beschäftigungsbereiche dieser österreichischen Institution erhalten, die für uns Geographen vor allem in den kartographischen Bereichen äußerst unterstützend sein kann. Neben den zahlreichen Tätigkeiten sollen wir uns auch mit der Geschichte der Kartierung in Österreich beschäftigen, die nun schon eine lange Tradition aufweist und auch für uns Geographen eine bedeutende Rolle spielt. Des Weiteren ist es wichtig, den Zusammenhang zwischen der rechtlichen Seite eines Grundstücksverkaufs zu verstehen und zum anderen die kartographischen Veränderungen, die an diesem Grundstück vorgenommen werden bzw. worden sind. All diese wichtigen und interessanten Daten und Fakten wurden uns am Freitagnachmittag in einer Zeitspanne von ca. 1 ½ Stunden erläutert.

2. Vorstellung des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen

Das BEV besitzt mehrere Zweigstellen in ganz Österreich. In der Zweigstelle Salzburg arbeiten derzeit 12 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unter dem seit 1. Juli 2012 ernannten Amtsleiter Stefan Klotz. Er arbeitet bereits seit zehn Jahren für das BEV und stellt sich mit der Leitung der Zweigstelle Salzburg einer neuen Herausforderung. Das BEV beschäftigt derzeit ca. 2000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die für unterschiedliche Sparten und Sektionen zuständig sind. Wichtig ist es aber, dass die beiden zentralen Gruppen: Gruppe Eichwesen und Gruppe Vermessungswesen im Wesentlichen voneinander getrennt arbeiten. Neben den Zweigstellen gibt es auch noch dezentrale Dienststellen. Grundsätzlich ist das BEV aber hierarchisch aufgebaut. Neben dieser Hierarchie gibt es noch zusätzliche Matrixabteilungen. Man gliedert die Gruppe Vermessungswesen in folgende Abteilungen:
  • Grundlagenvermessung: Anhand von Festpunkten werden mehrere fixe Koordinaten festgemacht um einen Raumbezug für Österreich herstellen zu können. Des weiteren ist der Einbezug des Schwerfelds für die Grundlagenvermessung von großer Bedeutung.
  • Fernerkundung: Bis vor zwei Jahren hatte das BEV eine eigene Abteilung für Fernerkundung bzw. zu Aufnahme von Orthofotos. Seit 2010 gibt es ausgeschriebene Aufträge, die an externe Unternehmen vergeben werden. Man hat sich in diesem Fall die Umstellung auf die digitalen Kameras erspart. Durch diese Veränderung verlor das Luftbild seine Messmarken. Dennoch ergeben sich Vorteile durch die digitalen Bilder, da nun nur noch ein Mal für die Aufnahme geflogen werden muss. Wichtig sind dabei auch die Infrarotaufnahmen, die für die Interpretation von Falschfarben z.B. eine bedeutende Rolle in der Hydrologie spielen. Das BEV schreibt diese Aufträge gemeinsam mit dem LFAZ und den Bundeländern aus, um die Kosten zu minimieren. Ziel ist es, in den nächsten Jahren ein Oberflächenmodell digital darstellen zu können.
  • Landschaftsnformation: In dieser Abteilung wird ein Vektordatensatz für ganz Österreich erstellt. Er dient zur Vorbereitung für die Kartographie, weil er nicht generalisiert ist und so als Basis für die Bearbeitung dient. Zudem ist hier ein Wegenetz und Points of Interest inkludiert.
  • Kartographie: Die Herstellung einer flächendeckenden 1: 50 000 Karte für ganz Österreich ist die wichtigste Aufgabe dieser Abteilung. Sie dient als Grundlagenkarte für die weiteren Maßstabskarten (1: 250 000; 1: 500 000 etc.) Der Druck erfolgt seit einigen Jahren durch das Militär, da man sich nach 90 Jahren von der Druckerei gelöst hat. Das große Archiv an Plönen und Karten soll in Zukunft digitalisert werden
  •  Verlag Geoinformation Die Gruppe Eichwesen hält im Gegensatz zur Gruppe Vermessungswesen die Maßeinheiten für ganz Österreich bereit. Ihr Hauptsitz ist in Wien. Sie ist z.B. für die Eichung einer Waage verantwortlich, d.h. die Rückführbarkeit der Geräte muss gegeben sein. Die Koordination dieser Grupper erfolgt ebenfalls in Wien, wo mehrere Atomuhren stationiert sind. Zusätzlich gibt es noch die Abteilungen Für Recht, Personal und Wirtschaft.

3. Entwicklung des Vermessungswesens in Österreich

Heute gibt es 41 Vermessungsämter in ganz Österreich plus zusätzliche Dienststellen. So z.B. gibt es ein Vermessungsamt in St. Johann im Pongau, das zusätzlich die Dienststelle Tamsweg inkludiert. Die Dienststelle Salzburg ist zuständig für den Flachgau, den Tennengau und die Stadt selbst. Der Kataster bestimmt in Österreich die Kartierung von Grundstücken. Nicht außer Acht lassen darf man dabei die Kastralmappe: sie liefert eine graphische Darstellung der Grundstücke mit der Grundstücksnummer, den Benutzungsarten und den Grenzpunkten. Zusätzlich gibt sie einen Einblick in die Grundstückdatenbank, wo die Grundstücke mit ihrer Fläche verzeichnet sind. Des weiteren beinhaltet die Kastralmappe eine Urkundensammlung (= Smmlung aller Pläne und planerischen Unterlagen), sowie ein technisches Operat mit Festpunkten, Festpunkteübersichten und sonstigen technischen Unterlagen. Nun aber zur Entwicklung des staatlichen Vermessungswesen: Am 23.12.1817 begründete Kaiser Franz Josef I. das Grundsteuerpatent. Ziel war es, die Besteuerung aller Grundstücke des Landes zu gewährleisten und somit die Staatskassa zu füllen. Aus diesem Grund ordnete der Kaiser eine Kastralvermessung an, d.h. die Monarchie wurde in relativ kurzer Zeit vermessen. Dies geschah vor allem durch die Unterstützung des Militärs. 1861 wurde die erste Landesvermessung der österreichisch-ungarischen Monarchie abgeschlossen. 300 000 km² Fläche wurden auf 164 357 Kastralblättern verzeichnet, was einen „stabilen Kataster“ ergab. Am 23.05.1883 trat das Evidenzerhaltungsgesetz in Kraft. Es besiegelte die Fortführung der Kastraloperate als Grundsteuerkataster. Dies kann man aus heutiger Sicht als die Geburtsstunde der Vermessungsämter bezeichnen. Die rasche Datenerhebung und die Fortführung der Landesvermessung führten zu dieser gesetzlichen Vorlage. Er wurde ein Messtrupp, der z.T. sehr militärisch ausgestattet war zum Vermessen in das Land hinausgeschickt. Sie hatten ein Messtisch mit sich, auf dem ein Blatt aufgelegt war, Mit Hilfe der Kippregel und einem Fernrohr wurden so einzelne Grundstücke vermessen. So entstand die österreichische Urmappe, die durch die Qualität der Topographie bestimmt in einem Maßstab von 1: 28 800 Klafter Maß (= damaliges Längenmaß) aufgezeichnet wurde. Ihr Interesse bestand vorwiegend an den landwirtschaftlichen Gebieten. Dadurch könnte man eine verallgemeinernde Aussage treffen, dass die Genauigkeit in den Stadtkernen gegebenenfalls schlechter ist. Dies ist aber ein flächendeckendes Phänomen, da die Interessen anders verteilt waren. Die Urmappe ist ein Unikat, da sie einerseits Grenzprotokolle beinhalten und andererseits die Eigentümer zu jedem Grundstück hinzufügt. Es gibt höchstens ein zweites „ähnliches“ Original, ansonsten kann man nur Kopien sehen. Gemessen wurde in einem lokalen System, wobei man in Österreich vier unterschiedliche Messsysteme vorweisen kann. In späterer Zeit dienten diese Messungen als Vorlage zu Umwandlung indas Gauß-Krüger-System. Seit 1919 existiert in Österreich in einheitliches Vermessungswesen, das durch eine Vollzugsanweisung entstanden ist. Am 21.09.1923 wurde das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen gegründet. Zusätzlich gab es noch Landesaufnahmen. Seit 01.09.1969 ist das Vermessungsgesetz in Kraft getreten. Im Jahre 1997 kam es zu einer weitgehenden Strukturreform, die eine Neustrukturierung beinhaltet, welche vor allem im Bereich des Marketings zum Tragen kam.

4. Arbeiten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen

Die Aufgaben und Arbeiten des BEV sind vielseitig:
  • Kundenservice: In diesen Bereich fallen die Beratung und Betreuung von Kunden, sowie die Abgabe von Auszügen aus Grundstücks- und bodenbezogenen Datenbanken (z.B. Grundstückskataster). Zudem unterstehen dem Kundenservice der Verkauf und die Archivierung von Planurkunden und Handrissen. Nicht außer Acht lassen darf man in diesem Bereich die Unterscheidung zwischen Privatkunden und Fachkunden. Das BEV macht im Regelfall kaum Vermessungen. Diese werden von externen Ingenieurkonsulenten für Vermessungswesen gemacht und anschließend vom staatlichen Vermessungsamt geprüft. Dieser Plan wird nur deshalb geprüft, damit keine Ungereimtheiten im Vergleich zu den Urkunden auftreten. (=Vermessungsgetz, Einhaltung & Durchführung aus katastertechnischer Sicht)
  • Amtshandlungen: Seit 07.05.2012 geschehen diese digital. Zum Großteil stellen die Bescheinigungen von Plänen dar. Des Weiteren werden Beurkundungen, Grundstücksvermessungen, Grundstücksvereinigungen und Erhebungen von Nutzungsarten durchgeführt.
  • Führung des Katasters und der damit verbunden Datenbank: d.h. keine Beschränkungen sind gegeben.
  • Grundlagen & Geoinformation: Wichtig ist in diesem Bereich die Schaffung und Erhaltung des Festpunktfeldes. Zudem werden GPS-Messungen vorgenommen und Punktüberprüfungen zur Sicherung der Staatsgrenze gemacht.
  • Mitwirkung an Bodenschätzung
  • Erhebung des landwirtschaftlich genutzten Bodenflächen
  • Mitwirkung bei Feldgängen
  • Erstellung der digitalen Schätzungskarte
  • Führung der EMZ

Der Sachdatenteil dieser Angaben liegt beim Finanzamt auf. Zusätzlich gibt es einen fachspezifischen Datensatz im Bereich der Landwirtschaft. Das BEV ist in weiterer Folge für die Erhaltung des Katastersystems zuständig. Der Kataster stellt eine Sammlung grundstückbezogener Daten dar: eine schwarze Linie kennzeichnet eine Grundstücksgrenz. Flächennutzungen werden durch unterschiedliche Farben und Schattierungen angegeben (z.B. grün = Gartenfläche, grau = Verkehrsfläche). Dieser Kataster ist durch einen fixen Zeichenschlüssel, der vom BEV entwickelt wurde markiert. Die Grundstücke können in einer online Datenbank selektiert werden, wobei die Grundstücksnummer wichtig ist. Die Grundstücke sind von Kastralgemeinde zu Kastralgemeinde durchnummeriert. Wenn allerdings Grundstücke geteilt werden, bleibt die ursprüngliche Nummerierung erhalten, aber sie bekommt eine zusätzliche Zahl hinzugefügt, damit die Teilung im System ersichtlich bleibt. Die Einlagezahl ist dafür verantwortlich, dass die IT mit dem Eigentum in Verdingung bleibt. In Geschäftsfällen können auch Detailangaben zu den Grundstücken verlangt werden. Im Internet über die Homepage des BEV kann man mit Hilfe der DKM Informationen über jedes Grundstück erhalten. Dabei gliedert sich der Kataster in folgende beiden Bereiche:
  • Kastralmappe = graphische Darstellung der Grundstücke. Sie inkludiert die Grundstücksnummer, die Benutzungsart und die Grenzpunkte.
  • Grundstücksdatenbank = ein digitales Verzeichnis der Grundstücke, welches sich in die folgenden Bereiche differenziert:
  • Grundsteuerkataster = für den verbindlichen Nachweis dier Grenzen sind Planurkunden heranzuziehen
  • Grenzkataster = der verbindliche Nachweis von Grenzen; Er werden die geocodierten Adressen der Grundstücke ersichtlich, sowie die darauf befindlichen Gebäude.
Inhalt der digitalen Kastralmappe
• Festpunkte
• Grenzpunkte
• Nutzungsgrenzen
• Benutzungsart
• Grundstücknummer
• Grundstückgrenzen
• Grundstücksverzeichnis = Adresse des Grundstücks, geschlossene Geschäftsfälle, Eigentümerverzeichnis, Nutzung, Fläche in m²:

Dieses Verzeichnis wird von der Justiz geführt, die in diesem Bereich eng mit dem BEV zusammenarbeitet. Kataster im speziellen Für den Änderungsausweis eines Grundstücks muss ein Teilungsplan erstellte werden. Dieser ist mit einem Titelblatt der jeweiligen Ingenieurkonsulente gekennzeichnet. Zudem muss er eine Planurkunde beinhalten, die die Grundteilung widerspiegelt: Rote Linien sind die Änderungen, wohingegen schwarze Linien die bestehenden Grenzen zeigen. So wird eine Gegenüberstellung des Altstandes und der Vermessung mit inkludierter Änderung erzeugt. Diese Pläne werden in weiterer Folge an das Vermessungsamt geschickt und gemäß der Richtlinien überprüft. Wenn der Änderung stattgegeben wird, wird die Übersicht in das überregionale Festpunktfeld eingehängt. Eine Grundstücksteilung läuft nun wie folgt ab:
Abbildung 1 Ablauf einer Grundstücksteilung, verändert nach Vorlage des BEV
Abbildung 2 Ablauf einer Legalisierung des Grundstücksänderung verändert nach Vorlage des BEV

Die Umstellung auf die DKM erfolgte im Frühjahr 2012. Seitdem laufen alle Anträge digital ein.

  5. Produkte des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen im Onlineshop und Vorort verfügbar.

  • Produkte, die man sich Vorort ansehen und kopieren kann Die Produktpalette des BEV ist vielfältig und reicht von Kopien der Urmappe hin bis zu den aktuellsten Datensätzen, die digital vorhanden sind. Das Original der Urmappe wird bis heute in Wien aufbewahrt, wobei ist einzelne Auszüge aus Feldmappen gibt, deren Originale auch in Salzburg vorhanden sind. Sie entsprechen dem ursprünglichen Mappenblatt von 1884 und sind im Archiv einzusehen. In der Urmappe sind sowohl die original Aufzeichnung zu sehen, als auch die Fortführungen, welche durch rote Linien gekennzeichnet sind. Später wurden mit lithographischen Mitteln neue Originale mit Hilfe reprotechnischer Produktion hergestellt. An den Folien wurde gekratzt, wenn die Linien nicht mehr mit der Realität übereinstimmten. Es entstand in weiterer Folge ein neuer Blattschnitt mit dem Maßstab 1: 2000. Die Genauigkeit dieser Karte ist jedoch nicht immer gegeben. Es ist schwierig sie zu beurteilen, da die Karten einerseits alt sind und andererseits über ein neues Zoom verfügen. Die Karten sind hierbei für jedermann einsichtig, die Unterschriften der jeweiligen Eigentümer aber nicht.

  • Online-Shop: Im Online-Shop ist bis zu einem bestimmten Grad an Datenmaterial alles anonym verfügbar. Nur Produkte, die weiterverarbeitet werden können, obliegen einer Registrierung der jeweiligen Nutzer. Grundsätzlich ist der Shop frei zugänglich und offeriert mehrere Bestellmöglichkeiten. Als Interessensgebiet kann man dabei die Kastralgemeinde und die Grundstücksliste festlegen. Das Grundbuch und das Grundstücksverzeichnis sind dagegen öffentlich allen Nutzen zugänglich. Im Warenkorb werden dann die Artikel angezeigt, für die man sich interessiert und man sieht die eventuellen Versandkosten, die noch anfallen. Die Bestellung kann man dann ganz einfach über die Kreditkarte erledigen. All dies kann in einem anonymen Bereich passieren, da es sich um einen externen Betreiber handelt. Wenn man jedoch die Produkte, die zur Weiterverarbeitung dienen, käuflich erwerben möchte, muss man ein registrierter Nutzer der BEV-Homepage sein. Nach der Bestellbestätigung, die asynchron verläuft, sollte das Downloadprodukt innerhalb von wenigen Minuten bereitgestellt werden. Dabei stammen die Daten zum einen Teil aus der Grundstückdatenbank, zum anderen Teil handelt es sich um einen Grundbuchauszug, der von der Justiz erstellt wird. Grundsätzlich muss man festhalten, dass die beiden Organisationen getrennt voneinander arbeiten, aber die einzelnen Daten miteinander verknüpft sind. Erwähnenswert ist noch, dass das Grundbuch in drei unterschiedliche Blätter aufgeteilt ist:
• Blatt A = Liste der Grundstücke
• Blatt B = Liste der Eigentümer
• Blatt C = Belastungen, die auf dem Grundstück liegen Nimmt man z.B. die Pfandlasten, so sagt dieser Betrag (in €) nur aus, dass das Grundstück bis zu diesem Betrag mit Schulden belastet sein kann.

Die digitale Signatur des Grundbuches beinhaltet sowohl den Ausschnitt der Kastralmappe als auch das Grundstücksverzeichnis. Auffällig ist, dass relativ viele Grundstücke auch im Grenzkataster verzeichnet sind. Der Eigentümer stellt auch einen bedeutenden Teil des Grundstückverzeichnisses dar. Die Daten scheinen immer noch im Gauß-Krüger System auf, welches auf Grund der Kundenwünsche beibehalten wurde, weil die Nutzung besser nachvollziehbar ist. Online sind folgende Produkte sofort verfügbar:
  • Kataster
  • DKM
  • Eigentümerverzeichnis
  • Grundstücksverzeichnis
  • Orthofotos als sofort Download
  • Kartographische Modelle

Die anderen Produkte sind derzeit nur in offline Bestellung verfügbar, aber dennoch ist es möglich, diese Produkte zu beziehen. Das BEV verzeichnet ca. 900 000 Bestellungen pro Jahre, wobei mindestens 0,25€ pro Bestellung anfallen müssen. Bei jedem Rasterdatensatz kann man verschiedene Filearten auswählen, z.B. *.jbw. File, mit welchem eine Einbindung der Daten in GIS gegeben sein sollte. Zusätzliche Beschreibungen findet man auf der Homepage:
http://www.bev.gv.at/portal/page?_pageid=713,1604790&_dad=portal&_schema=PORTAL .

6. Resümee

Aus unserer Sicht war der Vortrag sehr informativ. man hat einen guten Einblick in die Tätigkeitsbereiche des BEV bekommen. Dennoch möchten wir anmerken, dass der Vortrag sich fast ausschließlich auf die raumplanerischen Aspekte des BEV bezogen hat. Dies ist zwar aus Verbrauchersicht gesehen sehr wichtig, aber Wir als Geographen hätten uns mehr Einblicke in die topographische Arbeit und Herstellung von Karten gewünscht. Die geschichtliche Entwicklung stellt zwar ein bedeutendes Charakteristikum für die Entwicklung der Kartenherstellung dar, trotzdem hätte uns die Arbeit mit Karten (Topographie bzw. Thematik) mehr interessiert, da es sich meistens nur um Fakten gedreht hat. Abschließend möchten wir sagen, dass uns die Exkursion Zum BEV eine weitere Perspektive gezeigt hat, wie man als Geograph / Geographin tätig sein.